Seit langem ist bekannt, dass Betrügerbanden die großen KfZ Anzeigenplattformen wie z.B. autoscout24.de und mobile.de nutzen um Verkäufer und Käufer um ihr Geld zu bringen. Im Laufe der vergangenen Wochen haben wir die Plattform Autoscout24 beobachtet, Verdachtsfälle gemeldet und Autoscout24 um eine Stellungnahme zu ihren Sicherheitsmaßnahmen gebeten.
Bereits 2007 berichtete RTL über die Betrugsmasche einer rumänischen Betrügerbande. Wie sieht die Sicherheit fünf Jahre später aus? Wie schnell reagiert Autoscout24 auf die Meldung eines betrügerischen Angebots? Diesen Fragen sind wir in den vergangenen Wochen für Sie nachgegangen. Das Ergebnis ist leider besorgniserregend. Allein in der letzten Woche haben wir auf eine Suchanfrage für einen Mercedes Benz C-Klasse Kombi dreimal dasselbe Angebot erhalten. Jedesmal waren Bilder, Beschreibung und Details des angebotenen Angebots identisch und deutlich unter dem Marktpreis. Unterschiedlich war jeweils nur der Verkäufer. Dabei handelte es sich jedoch immer um einen real existierenden deutschen KfZ-Händler, auf dessen Profil laut Autoscout24 die Betrüger, vermutlich durch eine Phishing-Attacke, Zugriff hatten. Ob dies allerdings zutreffend ist, ist zweifelhaft. In jedem Fall wurden über das fragwürdige Anbieterprofil nur betrügerische Angebote eingestellt. Es waren keinerlei reguläre Angebote darunter zu finden. Wäre das existierende Profil eines bestehenden Händlers genutzt worden, so sollten eigentlich neben den betrügerischen Angeboten auch die regulären Angebote des Händlers auf der Händlerseite zu finden sein. Die Aussage bleibt daher zweifelhaft.
Wie schnell reagiert nun aber Autoscout24 auf Mitteilungen zu betrügerischen Angeboten? An Autoscout24 wurden mehrere betrügerische Angebote gemeldet. Bis zur Löschung vergingen leider bis zu 48 Stunden. Eine Rückmeldung gab es automatisiert in keinem Fall. Bei der letzten Meldung am Samstag, den 24.03.2012 haben wir parallel den Kundenserivce von Autoscout24 um eine Stellungnahme gebeten und den Fall ausführlich geschildert. Auf unsere um 10.51 Uhr gesendete Email erhielten wir um 15.13 Uhr eine Stellungnahme. Darin schreibt Autoscout24 unter anderem, dass „der betroffene Händler bereits umgehend kontaktiert und alle notwendigen Schritte eingeleitet wurden“. Die gemeldeten Angebote wurden zu unserer Überraschung aber nicht wie zu erwarten war umgehend gelöscht, sondern waren auch noch einen Tag später am 25.03.2012 um 11.31 Uhr online. Erst bei unserer erneuten Besichtigung um 13.51 Uhr waren die betrügerischen Angebote von Autoscout24 gelöscht worden. Es dauerte also auch in diesem Fall über 24 Stunden bis Autoscout24 endlich handelte und das obwohl der Kundenservice nachweislich bereits 20 Stunden zuvor Kenntnis von dem Betrugsversuch hatte.
Geschädigte Personen sollten daher über ihren Anwalt auch klären lassen, ob gegenüber des Plattformbetreibers von Autoscout24 ein Schadenersatzanspruch besteht. Der Nachweis, dass Autoscout24 trotz Kenntnis des Betrugsversuchs die Angebote nicht sofort gelöscht hat, wird im Einzelfall allerdings schwer zu erbringen sein. Unser Rat, schreiben Sie sofort den Kundenservice von Autoscout24 an und machen Sie ihn auf den Betrugsfall aufmerksam. Schreiben Sie eine persönliche Email mit Angabe der Internetadresse und der Angebotsnummer. Bitten Sie um Stellungnahme und beobachten Sie das Angebot weiterhin stündlich. Dokumentieren Sie ob, dass Angebot sofort mit Antwort des Kundenservice gelöscht ist, oder ob bis zur Löschung weitere Zeit verstreicht. Reagiert der Plattformbetreiber auf Hinweise zu Betrugsversuchen nicht oder nur sehr verspätet ist die Haftung für schuldhaftes Unterlassen zumindest diskutabel.
Aus unserer Sicht haben die Plattformbetreiber mehrere Möglichkeiten Betrugsversuche weiter zu reduzieren und bereits im Vorfeld zu minimieren. Die Betrüger sind offenbar bemüht ihren Aufwand so gering wie möglich zu halten und stellen daher regelmäßig identische Angebote mit anderen Händlerdaten ein, sobald das betroffende Profil aufgefolgen ist. Würden sämtliche eingestellte mit einem digitalen Fingerabdruck in Form einer individuellen Prüfsumme versehen werden, die aus allen Angaben einschließlich der eingestellten Bilder berechnet wird, könnten bereits identifizierte betrügerische Angebote bereits bei der erneuten Einstellung blockiert werden. Bilder aus betrügerischen Angeboten könnten ebenfalls auf eine Blacklist gesetzt werden. Für die Registrierung neuer gewerblicher Händler sollte außerdem die Identitätsfeststellung per Post-Ident-Verfahren verpflichtend eingeführt werden. In diesem Fall könnten Betrüger daran gehindert werden durch Verwendung existierender Adressdaten oder erfundener Daten ein Händlerprofil anzulegen. Der Aufwand für die Betrüger würde sich durch diese Maßnahmen drastisch erhöhen. Die entsprechenden Vorschläge blieben von Autoscout24 unkommentiert.
Käufer und Verkäufer sollten im Internet stets auf der Hut sein. Sind die Angebote zu gut, oder bestehen auch nur geringfügige Zweifel an der Seriösität des Käufers/Verkäufers, prüfen Sie alle Angaben genau. Leisten Sie keine Vorkasse und akzeptieren Sie keine Schecks. Schließen Sie keine Verträge über das Internet, ohne den Vertagspartner und das Auto persönlich gesehen zu haben. Als weitere Vorsichtsmaßnahme ist es zu empfehlen, den Kauf persönlich abzuwickeln und das Auto nur gegen Barzahlung abzugeben, bzw. in Empfang zu nehmen. Im Zweifel wenden Sie sich an den Plattformbetreiber oder den Verbraucherschutz. Stellen Sie auf jeden Fall eine Anzeige, sollten Sie Opfer eines Betrugsversuchs geworden sein. Bereits 2007 wurde von AutoScout24 und mobile.de zusammen mit dem ADAC die Initiative „Sicherer Autokauf im Internet“ ins Leben gerufen. (via Blog Arcadewelten / DerWesten) Seit März 2008 wird diese Aktion auch von der Polizei unterstützt. Wie wir finden ist das ein Schritt in die richtige Richtung, allerdings noch lange nicht ausreichend.